ABC der Souveränität
Ganz gleich, in welchem politisch wie auch immer verfassten Staat man lebt, ob in der Demokratie, der Postdemokratie, der Diktatur oder der Despotie – der Staat übt Herrschaft über den Einzelnen aus. Der Staat weiß oder will wissen, wer Sie sind. Der Staat weiß oder will wissen, wo Sie wohnen. Der Staat weiß oder will wissen, wo und was Sie arbeiten, was Sie verdienen, wo und wie Sie Ihr Geld ausgeben oder sparen, über welches Eigentum Sie verfügen, ob Sie angestellt, selbstständig oder sonst was sind, ob Sie ein Auto fahren – oder mit dem E-Bike, ob Sie legale Waffen besitzen, was Sie meinen, denken oder sagten … Und der Staat will Ihr Geld. In Gestalt der herrschende Klasse und ihrer Repressionsagenturen hat er die die Macht dazu. Er hat die Möglichkeit der absoluten und zeitlich unbegrenzten Gewalt über Sie. Denn eines ist klar: Politische Macht kommt (gemäß Mao Tse-tung) einerseits als Strategie der Hard Power aus den Läufen der Gewehre und andererseits als Strategie der Soft Power aus den Agenturen der Propaganda. Die erste herrscht über den öffentlichen Raum, die zweite über den Informationsraum. Die erste erzwingt physisch Unterwerfung und Gefolgschaft, die zweite manipuliert psychisch zu Unterwerfung und Gefolgschaft. Wenn also die Verhältnisse, die Machtverhältnisse so asymmetrisch sind, wie sie sind – was tun?
Zunächst: So, wie der Staat souverän ist, so ist auch der Einzelne (naturrechtlich) souverän. Doch individuelle Souveränität wird weder verliehen noch gestattet. Der Staat, d.h. diejenigen, die sich ihn zur Beute machten und die Herrschaftsfunktionen ausüben, kämen nie von selbst auf diese Idee. Im Gegenteil. Persönliche, individuelle Souveränität ist etwas, das sich auf einer anderen Ebene abspielt. Nämlich auf der Ebene der individuellen Machtverhältnisse.
Aber dennoch, und das ist die Crux: Obzwar man individuell souverän ist, so ist man zugleich Gefangener einer größeren, mächtigeren Souveränität – des Staates. Letztlich muss sich das souveräne Individuum selbst ermächtigen. »Souveränität wird Dir nicht von außen übertragen und verliehen«, schrieb der Publizist Michael Paulwitz, »Souveränität musst Du beanspruchen und musst Du Dir nehmen. Nicht ohne Grund bezeichnet das Attribut ›souverän‹, wenn man von Charakteren spricht, eine innere Haltung, die das Gesetz ihres Handelns selbstbestimmt aus dem Eigenen bezieht und sich nicht von anderen dominieren und ihren Willen aufzwingen lässt«. Das heißt: Souverän ist, wer – geistig und wirtschaftlich – unabhängig und eigenständig ist.
Da der Staat alles daransetzt, seine Bürger vollständig zu überwachen und zwecks Steuergeldeintreibung bis in die hintersten Winkel der Welt zu verfolgen, muss der souveräne Bürger ihm sowie seinen Söldnern und Agenten immer ein paar Schritte voraus sein. Damit sind keine Verteidigungsstrategien auf der Grundlage der staatlichen Rechtsprechung gemeint, sondern Ihre Fähigkeit und Kreativität, eben diese zu entschärfen, zu überlisten und ihr auszuweichen! Bürgerliche Souveränität bedeutet persönliche, geistige Autonomie, die – zumindest im Rahmen des Möglichen – in jedem Fall auch wirtschaftliche Unabhängigkeit umfasst (und sei es anfangs nur durch den Verzicht auf Verschuldung), sowie moralische Unabhängigkeit des Einzelnen. Sie ist im Idealfall die Verwirklichung eines Genotyps, der »den Mut (besitzt), Unterwerfung zu verweigern, ohne die Herrschsucht zu haben, die den Wunsch zu befehlen hervorruft« (Bertrand Russell, brit. Philosoph und Mathematiker).
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