Dem Wunsch auszuwandern, die angestammte Heimat zu verlassen, zu neuen Ufern aufzubrechen, liegt – historisch betrachtet – oft auch die Not zugrunde, auswandern zu müssen.
Etwa 55 Prozent der Deutschen haben sich schon Gedanken zum Thema gemacht. Und etwa 20 Prozent können sich ernsthaft vorstellen, dieses Unterfangen in Angriff zu nehmen. Einer repräsentativen YouGov-Umfrage aus dem Jahr 2018 zufolge verbinden sie den Auswanderungswunsch insbesondere mit der Hoffnung auf weniger Stress, eine höhere Lebensqualität und schöneres Wetter.
Nun könnten kritische Geister einwenden, dies seien Luxuswünsche und entsprechen eher nicht der Motivlage eines Plan B ›echter Auswanderer‹. Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass eine nicht unerhebliche Auswanderergruppe aus Rentnern und Pensionären besteht, für die diese Hoffnungen unter bestimmten Voraussetzungen mehr als nur Wunschträume sind. Derjenige mit schmaler Rente könnte geneigt sein, sich ein Ziel mit geringeren Lebenshaltungskosten als zuhause zu suchen (genannt Geoarbitrage, d.h. die Differenz zwischen dem hohen heimischen Einkommen – oder Rente – und den günstigen Lebenshaltungskosten in einem anderen Land ausnutzen). Und der wohlhabende Pensionär hingegen ein Freizeitrefugium, das ihm sowohl Abwechslung als auch Lebensqualität bietet, oft auch in der eigenen Immobilie. Übrigens: In nicht wenigen Ländern ist die Investition in eine eigene Immobilie ohnehin die Voraussetzung für eine unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung.
Das Spektrum der unterschiedlichen Motive hat sich angesichts der kumulierten Krisenlagen der letzten Jahre etwas verschoben. Zu den wesentlichen Auslösern einer möglichen Emigration zählen inzwischen die Ängste vor einem Krieg, einem Finanzcrash, einem allgemeinen Unwohlsein angesichts der sozioökonomischen und politischen Umbrüche in Deutschland und der EU.
»Unter den Reichen und Vermögenden gibt es in Deutschland kaum noch einen, der nicht längst einen Plan B entwickelt hätte, wie es auch ohne das sogenannte Vaterland weitergehen könnte. Die Erfolgreichsten haben ihre Wohnsitze in der Schweiz, London, Salzburg oder den USA liebgewonnen«, schrieb am 26.10.2022 Ulf Poschardt, Chefredakteur der überregionalen Tageszeitung ›Die Welt‹.
Was für die Reichen und Schönen gilt, gilt auch für immer mehr Handwerker, Freiberufler, Mittelständler und sonstige im Erwerbsleben Stehenden: Sie suchen eine Umgebung, in der sie ihre Fähigkeiten umsetzen und steigern können, statt sich ihrer Fähigkeiten berauben zu lassen.
Foto: Schweden
Aber eine erfolgreiche Auswanderung, soll sie gelingen, braucht eine gute Vorbereitung und Planung. Auch wenn das Baugefühl oder persönliche Empfehlungen eine bedeutende Rolle spielen, kann eine kritisch-rationale Herangehensweise auf der Grundlage neutraler Fakten oft besser helfen, Fehler (also Fehlinvestitionen) zu vermeiden. Wie aber findet man nun das individuell passende Auswandererziel?
Dazu sollten folgende Fragen beantwortet werden:
- Was ist das auslösende Motiv¹ (die Ursache)?
- Was ist das finale (auf Dauer angelegte) Ziel?
- Was sind die individuell wichtigsten Entscheidungsparameter?
¹Kriegs-/Crash-Angst, Steueroptimierung, Senkung der Lebenshaltungskosten durch Geoarbitrage, Abenteuer, Verbesserung der Lebenssituation, Aufbau einer Rückfallexistenz als Plan B usw.
Die Entscheidungsparameter, anhand derer ein Ziel ausgewählt wird, korrelieren unmittelbar mit den Hauptmotiven des oder der Auswanderungswilligen. Die wesentlichen Motive können sein: ein angenehmeres Wetter, höhere Verdienstmöglichkeiten, niedrigere Steuern, geringere Lebenshaltungskosten, besseres unternehmerisches Klima, weniger staatliche Bevormundung, eine neue Staatsbürgerschaft, politische Verfolgung usw.
Auf der anderen Seite bedarf es Kriterien, die es ermöglichen, potenzielle Auswanderungsziele für jedes einzelne Motiv miteinander auf Grundlage objektiver Vergleichsgrößen (Indizes) zu ermitteln und in Einklang zu bringen.
Die Vergabe von ›Noten‹, konkret: von Kennwerten anhand einer ›Ratingskala‹ ist aus der Finanzwirtschaft beispielsweise zur Einstufung der Kreditwürdigkeit eines Staates weit bekannt (siehe Moody’s, S&P, Fitch u.Ä.). Seit Jahren wurden auf wissenschaftlicher Basis für immer mehr Bereiche Indizes entwickelt, die einen Vergleich der Länder miteinander und deren jeweilige Entwicklung messbar machen. Letztlich sollen somit verlässlichere Entscheidungskriterien geschaffen werden. Bekannte Indizes dieser Art sind z.B. der Human Development Index (landläufig auch als Wohlstandsindikator bekannt) der Vereinten Nationen oder der Korruptionswahrnehmungsindex (Corruption Perceptions Index) von Transparency International.
Der Sicherheitsinformationsdienstleister RiskCompass hat daran angelehnt nun ein breites Spektrum von (jeweils fünfstufigen) Kennwertskalen erarbeitet, die auf einen Blick den Rang bzw. das Risiko eines jeden Landes im internationalen / globalen Vergleich anzeigen. Insgesamt werden 14 Einzelindizes betrachtet, die in der Summe einen Metaindex ergeben.
Im Einzelnen werden z.B. beurteilt die politischen Risiken, innerstaatliche Gewalt, das Risiko von Terrorismus, Entführungen und Geiselnahmen, die Gefahr von Natur- und Wetterereignissen, die Rechtsstaatlichkeit, die politisch-zivilen und wirtschaftlichen Freiheiten, medizinische und Straßenverkehrsrisiken.
Unter Anwendung der zuvor genannten Vorgehensweise ergibt sich bei Beurteilung aller 200² von RiskCompass beurteilten Länder folgende sicherheitsbasierte Favoritenliste (in alphabetischer Reihenfolge):
Foto: Australien, Outback
- Australien
- Costa Rica
- Dänemark
- Frankreich
- Italien
- Kanada
- Österreich
- Portugal
- Schweden
- Schweiz
- Spanien
- Uruguay.
²193 UN-Staaten zzgl. der Länder bzw. Territorien Cookinseln, Hongkong, Kaimaninseln, Kosovo, Macau, Palästina, Taiwan.
Die Details des vom Betreiber dieser Webseite verfassten Artikels erschienen im Immobilien-Magazin BELLEVUE 1/2023 (siehe »Die 12 besten Länder zum Aussteigen«) und bereits am 15.12.2022 unter dem Titel »Das sind die 12 besten Länder zum Auswandern!« in BILD.
Fazit: Worüber sich jeder und jede Auswanderwillige oder auch schon Ausgewanderte im Klaren sein muss: 1. So leicht wie nach Deutschland, kommt man als Unqualifizierter in kein anderes Land und 2.: Er oder sie wird – unabhängig vom eigenen Lebensalter und vom Motiv der Auswanderung sowie dem Ziel der Reise, am Ende doch immer ein Ausländer sein und/oder bleiben.
Anmerkung: Die Analyse erfolgte auf Grundlage der Daten von Herbst 2022. Die Trends können sich zwischenzeitlich geändert haben.
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